- Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass THC den Testosteronspiegel nach akutem Konsum vorübergehend senken kann, ein chronischer Konsum scheint jedoch keine signifikanten klinischen Auswirkungen zu haben.
- Einige Studien deuten auf höhere Testosteronwerte bei Cannabiskonsumenten hin, was umstritten ist.
- Die Nachweise sind uneinheitlich, und eine systematische Überprüfung ergab keinen klinisch signifikanten Zusammenhang zwischen THC und dem Testosteronspiegel.
Tetrahydrocannabinol (THC), der wichtigste psychoaktive Inhaltsstoff von Cannabis, ist aufgrund seiner potenziellen Auswirkungen auf die Gesundheit Gegenstand zahlreicher Forschungsarbeiten, darunter auch auf den Testosteronspiegel - ein Schlüsselhormon für Männer, das für die reproduktive Gesundheit, Muskelmasse und Libido verantwortlich ist. Verringert THC den Testosteronspiegel? Die Antwort ist nicht einfach, denn die Studien liefern widersprüchliche Ergebnisse und das Thema ist sehr umstritten. In diesem Artikel werden wir uns die verfügbaren Beweise ansehen und dabei sowohl die potenzielle Verringerung als auch die fehlende Auswirkung berücksichtigen und Empfehlungen für diejenigen geben, die sich für diese Frage interessieren.
Was sagt die Wissenschaft dazu?
Die Forschung zu den Auswirkungen von THC auf den Testosteronspiegel ist komplex und hängt oft vom Marihuanakonsum (akut oder chronisch), der Dosis und individuellen Unterschieden ab. Hier ist, was man wissen sollte:
- Akuter Konsum und vorübergehender Rückgang: Einige Studien, wie z. B. eine Analyse von Daten aus den 1980er Jahren, deuten darauf hin, dass der Testosteronspiegel nach dem Rauchen eines einzigen Joints oder der intravenösen Verabreichung von THC vorübergehend sinken kann und sich nach mindestens 24 Stunden wieder normalisiert.
- Chronischer Gebrauch und fehlende klinische Auswirkungen: Die 2021 veröffentlichte systematische Überprüfung in Andrologie fanden keinen klinisch signifikanten Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Testosteronspiegel, was darauf hindeutet, dass langfristiger Konsum möglicherweise keine signifikanten Auswirkungen hat.
- Unerwartete Entdeckung - höhere Werte bei neuen Nutzern: Einige Studien, einschließlich solcher, die auf NHANES-Daten beruhen, haben gezeigt, dass Männer, die kürzlich Cannabis konsumiert hatten, leicht höhere Testosteronwerte aufwiesen, insbesondere bei jüngeren Männern.
Warum sind die Ergebnisse widersprüchlich?
Die Unterschiede in den Ergebnissen können auf mehrere Faktoren zurückzuführen sein:
- Dosierung und Häufigkeit: Akuter Konsum kann zu vorübergehenden Veränderungen führen, während chronischer Konsum zu Anpassungen im Körper führen kann.
- Individuelle Unterschiede: Alter, Genetik und allgemeiner Gesundheitszustand können die Reaktion auf THC beeinflussen.
- Methodik der Forschung: Unterschiede in der Stichprobengröße, den Kontrollgruppen und den Messverfahren können zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen führen.
So haben Tierstudien, z. B. an Primaten, gezeigt, dass chronischer THC-Konsum zu einer Verringerung der Hodengröße und zu einem niedrigeren Testosteronspiegel führt, doch lassen sich diese Ergebnisse nicht immer direkt auf den Menschen übertragen
Detaillierte Analyse der Forschung
THC interagiert mit dem Endocannabinoid-System, das die Produktion von Hormonen, einschließlich Testosteron, beeinflussen kann. Testosteron wird hauptsächlich von den Leydig-Zellen in den Hoden produziert und durch Hormone der Hypophyse wie das luteinisierende Hormon (LH) reguliert. Der zunehmende Cannabiskonsum, insbesondere bei jungen Männern, hat Forscher dazu veranlasst, zu untersuchen, ob THC den Testosteronspiegel senken kann. Eine Analyse der verfügbaren Studien zeigt, dass die Ergebnisse nicht schlüssig sind, so dass verschiedene Aspekte wie akuter oder chronischer Konsum, Dosis und sogar Unterschiede zwischen verschiedenen Tierarten genauer untersucht werden müssen.
Studien, die auf einen Rückgang des Testosteronspiegels hindeuten
Einige Studien, insbesondere ältere oder Tierstudien, deuten auf eine mögliche negative Wirkung von THC auf den Testosteronspiegel hin:
- Eine Studie der Oregon Health & Science University (2022) an Primaten zeigte, dass die tägliche Verabreichung von THC über einen Zeitraum von sieben Monaten zu einer Verringerung der Hodengröße um mehr als 50% und zu einem signifikanten Rückgang des Testosteronspiegels führte, wobei die Wirkung dosisabhängig war.
- Eine erneute Analyse von Daten aus den 1980er Jahren ergab, dass der Testosteronspiegel sowohl nach dem Rauchen eines einzelnen Joints als auch nach intravenöser Verabreichung von THC sinkt, wobei die Erholungszeit mindestens 24 Stunden beträgt.
- Eine Studie mit mehr als 2.000 unfruchtbaren Männern ergab, dass Cannabiskonsumenten im Vergleich zu Nichtkonsumenten niedrigere Plasmatestosteronwerte aufwiesen, obwohl die Spermienkonzentration und -beweglichkeit nicht beeinträchtigt waren.
Wichtige Forschungsergebnisse, die auf einen Rückgang des Testosteronspiegels hindeuten:
Studie | Studiengruppe | Wichtigstes Ergebnis | Kommentare |
---|---|---|---|
OHSU, 2022 | Primaten (Affen) | >50% geringere Hodengröße, niedrigeres Testosteron | Chronischer Gebrauch, dosisabhängig |
ScienceDirect, Reanalyse | Männer, vorhandene Daten | Senkung des Testosteronspiegels nach akutem Konsum, Rückkehr nach 24 Stunden | Simulationsanalyse, keine neuen klinischen Daten |
Hims, Unfruchtbarkeitsstudie | >2000 unfruchtbare Männer | Niedrigere Testosteronwerte bei Cannabiskonsumenten | Keine Auswirkungen auf die Spermienkonzentration und -beweglichkeit |
Studien, die keine Auswirkungen oder einen Anstieg der
Andere Studien, insbesondere neuere und an größeren Gruppen, zeigen keine signifikante Wirkung oder sogar einen Anstieg des Testosteronspiegels:
- Eine Studie auf der Grundlage von NHANES-Daten (2011-2012) von 1.577 Männern zeigte keinen Unterschied im Testosteronspiegel zwischen Konsumenten und Nicht-Konsumenten, aber die jüngsten Konsumenten hatten etwas höhere Werte, insbesondere in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen.
- In einer Studie des World Journal of Urology (2020) wurde festgestellt, dass Männer, die im vergangenen Jahr Cannabis konsumiert hatten, einen höheren Testosteronspiegel aufwiesen, insbesondere bei einem Konsum von mindestens zwei- bis dreimal pro Monat.
- Eine Ex-vivo-Studie an erwachsenem Hodengewebe zeigte, dass eine 48-stündige oder neuntägige Exposition gegenüber THC und CBD keine Auswirkungen auf die Testosteronproduktion hatte.
Die wichtigsten Studien deuten auf keine Auswirkungen oder einen Anstieg hin:
Studie | Studiengruppe | Wichtigstes Ergebnis | Kommentare |
---|---|---|---|
NHANES 2011-2012 | 1577 Männer | Höhere Testosteronwerte bei Erstkonsumenten | Vor allem in der Altersgruppe 18-29 Jahre insgesamt kein Unterschied |
Weltweite Zeitschrift für Urologie 2020 | Männliche Cannabiskonsumenten | Höhere Testosteronwerte bei häufigem Gebrauch während des Jahres | Bereinigt um Alter, BMI, Rauchen, usw. |
WJMHO, Ex-vivo-Studie | Menschliches Hodengewebe | Keine Auswirkungen auf die Testosteronproduktion nach 48h/9d | Ex-vivo-Test, spiegelt nicht die vollständige Physiologie wider |
Systematische Überprüfung und Meta-Analyse
Eine systematische Überprüfung und Meta-Analyse aus dem Jahr 2021 (Belladelli et al.) analysierte neun Studien mit 4787 Männern, von denen 1717 Cannabiskonsumenten waren. Die Ergebnisse zeigten, dass der Unterschied im Testosteronspiegel zwischen Konsumenten und Nichtkonsumenten gering war (SMD = -0,139, 95% CI: -0,413; 0,134, P = 0,318), was auf keine klinisch signifikante Wirkung hinweist. Nach Ausschluss einer Studie (Kolodny et al.) lag die SMD bei 0,0999 (P = 0,006), was auf einen geringen Anstieg hindeutet, aber der Effekt war sehr gering.
Ergebnisse der Meta-Analyse:
Aspekt | Ergebnis |
---|---|
Anzahl der Tests | 9, 4787 Männer (1717 Benutzer) |
Unterschied im Testosteronspiegel (SMD) | -0,139 (95% CI: -0,413; 0,134, P = 0,318) |
Heterogenität | Hoch (I² = 87.22%) |
Nach dem Ausschluss von Kolodny et al. | SMD = 0,0999 (P = 0,006), I² = 13,20% |
Vorschlag | Keine klinisch signifikante Wirkung |
Mögliche Gründe für Diskrepanzen
Leistungsunterschiede können sich ergeben aus:
- Häufigkeit und Dosis: Akuter Konsum kann einen vorübergehenden Rückgang verursachen, während chronischer Konsum zu einer Anpassung führen kann.
- Unterschiede zwischen den Spezies: Studien an Tieren, z. B. an Primaten, zeigen größere negative Auswirkungen, die sich nicht immer auf den Menschen übertragen lassen.
- Methodik: Unterschiede in der Stichprobengröße, den Kontrollgruppen und den Messverfahren können die Ergebnisse beeinflussen.
So zeigte eine Studie an Primaten einen dosisabhängigen Rückgang des Testosterons bei chronischem Konsum, allerdings bei Dosen, die dem starken medizinischen Cannabiskonsum beim Menschen entsprechen, was möglicherweise nicht die typischen Konsummuster widerspiegelt.
Schlussfolgerungen und Empfehlungen
Nach derzeitigem Kenntnisstand sind die Auswirkungen von THC auf den Testosteronspiegel komplex und nicht schlüssig. Akuter Konsum kann den Testosteronspiegel vorübergehend senken, aber chronischer Konsum scheint keine signifikanten klinischen Auswirkungen zu haben, wobei einige Studien sogar auf höhere Werte bei Erstkonsumenten hinweisen. Eine systematische Überprüfung deutet darauf hin, dass jegliche Wirkung klinisch nicht signifikant ist.
Für Cannabiskonsumenten, insbesondere für diejenigen, die Nachwuchs planen oder sich Sorgen um ihre reproduktive Gesundheit machen, lohnt es sich, einen Arzt zu konsultieren, insbesondere bei langfristigem Konsum. Die Überwachung des Hormonspiegels kann helfen, die individuellen Auswirkungen zu beurteilen.
Abschließende Überlegungen
Die Beziehung zwischen THC und Testosteron muss weiter erforscht werden, insbesondere an großen Gruppen von Menschen, um die langfristigen Auswirkungen besser zu verstehen. Angesichts der zunehmenden Verbreitung von Cannabis wird die laufende Forschung für die endokrine Gesundheit entscheidend sein.